Thewaranditsvictims
Erste Folge: Die Falsche Welt
Das Leben, wie Gott es geboten hat
Vor dem Zweiten Weltkrieg war Hoshtch ein kleines Shtetl im Osten von Polen, direkt an der Grenze zur Ukrainischen Sowjetrepublik. Was ist denn ein Shtetl? So nannte man die Ortschaften, in denen hauptsächlich Jüdinnen und Juden wohnten. Als Städtlein oder jüdisches Örtchen könnte man es übersetzen. Nicht alle Shtetlekh waren wirklich klein, Hoshtch war jedoch mit seinen ca. 2.000 Bewohnern tatsächlich ein Städtlein. Und fast die Hälfte der Bevölkerung waren Juden.
Dem Städtlein ging es gut. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem russischen Bürgerkrieg mit seinen antijüdischen Pogromen hatte sich in der ganzen Region ein friedliches Leben etabliert. Wie auch in anderen Shtetlekh gab es in Hoshtch einige Synagogen, eine Schule – Tarbut – in der Schülerinnen und Schüler den Unterricht auf Hebräisch hatten. Das Herz des Städtleins ar der Marktplatz, mit einem großen Gebäude, das man heute als Einkaufszentrum bezeichnen würde. Die Einheimischen aus benachbarten Dörfern – vor allem ukrainische und polnische Bauern –
Nach dem Ersten Weltkrieg und dem russischen Bürgerkrieg mit seinen antijüdischen Pogromen hatte sich in der ganzen Region ein friedliches Leben etabliert
kamen rund um das Jahr dorthin, um alles zu kaufen, was man so braucht. Meistens in Kredit – das Geld hatten Bauern hauptsächlich im Herbst, nachdem sie Getreide geerntet und verkauft haben. In der Stadt kaufte man Lebensmittel Schuhe und Medikamente in der Apotheke (was sonst, check Karte im Memorial book). Oder sogar Sodawasser – denn in Hoshtch gab es eine kleine Fabrik und einen kleinen Laden dafür. Sie gehörte einem jüdischen Kaufmann – Perets Goldshteyn.
Er war einer der fast Tausend Juden und Jüdinnen im Städtlein. Gemeinsam mit seiner Familie hatte er sich ein ruhiges, bescheidenes, schönes Leben aufgebaut: Er arbeitete, feierte Feste, las Zeitung und träumte Träume von der Zukunft seiner Töchter. Dieses Leben hätte er auch weiterführen wollenkönnen. Aber in das kleine beschauliche Städtlein brach unaufhaltsam die große Weltgeschichte ein. Eine Katastrophe, deren Hoschtcher Chronist Perest Goldsteyn werden sollte.
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Mit der sowjetischen Besatzung hat sich das Leben in Hoshtch rasch verändert. Viele Geschäfte und Gebäude wurden von den Sowjets nationalisiert, manche Menschen wurden repressiert. Auch Perets musste seinen Betrieb schließen und nach einer Arbeit unter der neuen Besatzungsmacht suchen. Doch all das war nur der Vorbote einer viel größeren Katastrophe.
Schwarzen Rabenvögel
Man lauscht der Stimme auf dem Lautsprecher, die Wjatscheslaw Molotow, Stalins Stellvertreter gehört: „Heute um 4 Uhr morgens, ohne Vorwürfe gegen die Sowjetunion erhoben zu haben und ohne Kriegserklärung, haben deutsche Truppen an mehreren Stellen unser Land überfallen und unsere Städte von ihren Flugzeugen aus bombardiert…“. Da Hoshtch nicht weit von der Grenze liegt, kann man bereits nach wenigen Tagen den Krieg hören – das Knallen der Bombeneinschläge. Abends kann man ihn auch sehen: der Himmel wird rot wie ein Stück Feuer - von den Bränden, die von Zündbomben verursacht werden. In Hoshtch: Panik, Angst, Furcht. Der Krieg kommt immer näher. Unaufhaltsam bahnt er sich seinen Weg nach Hoshtsh.
Überall in der Stadt liegen Leichen, ohne Kopf, ohne Hände, ohne Beine. Perets geht aus dem Haus raus: Auf einem Leichenhaufen liegt ein Mensch – eine Frau, der Kleidung nach. Das verzerrte Gesicht, gelb wie Wachs, erkennt man nicht, der Mund geschlossen, die Augen geschlossen und dennoch bewegen sich die Glieder, als ob dieser Mensch sich aufsetzen will.
Perets und seine Familie wird nicht getroffen. Nach der Bombardierung am 29. Juni beschließt er, zunächst aufs Dorf zu fliehen – die Dörfer werden nicht bombardiert. Sie gehen nach Karizvan, 5 Kilometer von Hoshtch entfernt. Dort wollen sie etwas abwarten. Aber schon bald gehen sie in die Stadt zurück. Hoshtch ist zu dieser Zeit bereits von den Deutschen besetzt.
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Ich schlage sie, weil sie Juden sind
Perets stammte nicht aus Hoshtch. Er ist 1896 geboren, und zwar in einem anderen Schtetl namens Korets. Seine Familie war arm und als sein Vater starb, musste er bereits mit 13 Jahren anfangen zu arbeiten, um die Familie zu ernähren. Was er alles war…
Es gibt nichts zum Essen, es gibt keine Arbeit. Perets ist gezwungen, zum deutschen Militär zu gehen, um Essen zu bekommen. Auch viele andere machen das. Sonst - Hunger… Man macht da alles: schält Kartoffeln, fegt die Straßen… Dafür bekommt man: Brot, einen Löffel Gekochtes und Schläge. Nach einer Weile wird es besser – man hat angefangen, sich mit den Besatzern zu verstehen. Dann kommen jedoch neue Verordnungen. Juden seien demnach für den Krieg verantwortlich. In Hoshtch müssen die Juden ein gelbes Armband tragen, später auch gelbe Kreise auf ihrer Kleidung – einer vorne auf der linken Brustseite und einer hinten in der Mitte des Rückens. Es beginnen die Repressionen, die flächendeckend alle Juden treffen.
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Der Herbst ist angebrochen. Regen, Schlamm, die Tage sind kurz und kalt. Hoshtch liegt am Fluss Horyn. Dessen Ufer waren durch zwei Brücken verknüpft. Eine war aus Holz, die andere aus Eisen. Beide wurden in den ersten Wochen des Krieges beschädigt, die eiserne Brücke muss nun repariert werden, die aus Holz – neu aufgebaut. Die Besatzern installieren eine jüdische Gemeinde – der Judenrat. Der soll das Verteilen der Arbeit regeln. Perets und 50 weitere Juden werden für den Bau der hölzernen Brücke ausgesucht.
Ich schlage sie nicht deswegen, weil sie arbeiten oder nicht, sondern weil sie Juden sind
Als erstes müssen Perets und die anderen in das kalte Wasser bekleidet tauchen, um unter Wasser nach Holzstücken der alten Brücke zu suchen. Dabei werden sie mit Stöcken geschlagen. Zum Glück können alle schwimmen, sonst würden sie ertrinken. Dann werden die Steine getragen, Holz geladen und andere Arbeiten erledigt. Zum Essen gibt es verschimmeltes Brot, man schläft eingesperrt in einem Stall. Manchmal muss man singen. Wer nicht singt, wird geschlagen. Man wird aber sowieso geschlagen. Wie ein Deutscher sagt: „Ich schlage sie nicht deswegen, weil sie arbeiten oder nicht, sondern weil sie Juden sind.“ Und warum schlägt man die Juden?
Eines Tages kommen plötzlich die Männer, gekleidet in „Rabenkleidung“, mit eisernen Helmen auf den Köpfen, mit Gewehren in den Händen und Granaten in den Gürteln. Auf ihren Gesichtern ein Ausdruck, der an ein lachendes Grab erinnert. Wie Todesengel. Es wird geschrien: Alle Juden müssen sich zusammenstellen. Die Männer wählen zehn von ihnen aus, setzen sie in ein Fahrzeug und bringen sie weg.
Angeblich verschaffen sie ihnen eine bessere Arbeit oder bringen sie in eine andere Stadt.
Die Arbeit an der Brücke sei die Hölle, schlimmer könne es nicht werden. Deswegen solle es denen, die fortgebracht wurden, besser gehen, als allen, die geblieben seien. Erst am kommenden Tag erfahren alle, was mit den zehn Männern geschehen ist.
„Aus der Hölle hat man sie geholt und man hat sie gleich in den Garten Eden geschickt.”
Die Todesengel
Die Familie von Perest war vergleichsweise klein. Er heiratete eine junge Frau, die so schlank war, dass man dachte, der Wind könnte sie umwerfen. Sie brachte zwei Töchter zur Welt – Basye und Tsherne Goldsteyn. Vor dem Krieg träumte ihr Vater davon, sie für eine gute Ausbildung an eine Universität in Jerusalem zu schicken. Er schickte Basye ins Gymnasium nach Rivno, der nächsten Großstadt. Dort zählte sie zu den besten Gymnasiastinnen. Außer Jiddisch, was in der Familie gesprochen wurde, sprach sie Englisch, Deutsch, Polnisch, Hebräisch, Russisch und Ukrainisch.
In der deutschen Besatzung wurden diese Träume zur Illusion: Denn Juden durften nicht zur Schule gehen
In der deutschen Besatzung wurden diese Träume zur Illusion: Denn Juden durften nicht zur Schule gehen. Basye musste als Putzfrau beim Landwirtschafts-Kombinat des deutschen Militärs arbeiten, die kleine Tsherne half ihrer Mutter zu Hause. Als die Brücke fertig war, wird Perets von einer zu der anderen Stelle geschickt. Er arbeitet in der Bäckerei – Holz hacken, Wasser tragen, Ofen reinigen. Dann in der sogenannten Verpflegungsstelle des deutschen Militärs – wiederum Holz sägen und hacken, Fahrzeuge ein- und ausladen.
In der ständigen Angst, dass die Todesengel jeden Augenblick nach ihren Seelen kommen können.
Von allen Seiten erreichen Perets Berichte über die Gräueltaten der Deutschen. Manchmal kommen Geflüchtete und erzählen über Peinigungen und Massenerschießungen von Juden – Männern, Frauen, Kindern, Alten – allen.
Die Zeit vergeht schnell. Es ist schon Hanukkah vorbei, Pessach naht. An diesem Feiertag wird sogar der Ärmste zum König. Man isst, trinkt und feiert zwar fröhlich. Eigentlich gibt es aber wenig Gründe, um wirklich froh zu sein. Eines Tages erfahren die Bewohner von Hoshtch: im Simonower Birkenhain, 5 Kilometer vom Shtetl entfernt, gräbt man große Gruben. In der Stadt verbreitet sich Panik.
Man kann weder essen noch schlafen, man zieht sich nicht aus, wenn man sich ins Bett legt, selbst die Schuhe werden nicht ausgezogen. Man versucht, sich verschiedene Gründe zu überlegen, wofür diese Gruben nötig sein könnten. Es gehen allerlei Legenden herum. Aber ….
„Die Gräber sind für uns und für keine andere Zwecke.“
In der Nacht waren in Perets Haus 15 Menschen untergekommen und als die Nachricht von der Ankunft der Deutschen verbreitet wurde, liefen sie alle weg. Außer ihm selbst und einem Nachbarn, der seinen Mantel nicht finden konnte. Als sie den Mantel finden, läuft auch der Nachbar hinaus und Perets bleibt für eine Weile alleine, um die Tür zu verschließen. Er dachte, die anderen warteten auf ihn, aber er konnte sie nicht finden. Überall laufen Menschen in unterschiedliche Richtungen und Perets geht aufs Geratewohl los. Unterwegs trifft er noch einen Menschen. Sie liefen zu einem Feld nicht weit von der Stadt und ließen sich vor einem Dunghaufen nieder. Es kam noch jemand dazu. Perets dreht sich eine Zigarette. Sie hören die Gewehrschüsse. Perets will zurück in die Stadt.
„Was meinen Sie, Perets, da wird es wohl sein”
„Ja, zweifelst du denn noch daran?”
„Was sollen wir tun?”
„Ich weiß es auch nicht. Lass uns zurück in die Stadt gehen. Ich weiß nicht, wo meine Frau und die Kinder sind. Vielleicht kommen wir noch zusammen”
„Was reden Sie da! Wenn wir das machen, laufen wir doch direkt ins Feuer hinein”
„Nun, wir sind ohnehin verloren. Hörst du nicht, wie uns die Kugeln um den Kopf fliegen? Lass uns ins Feuer gehen, zusammen mit den anderen”.
Es ist 8 Uhr morgens und als sie kurz vor der Stadt sind, treffen sie den Chef der deutschen Verpflegungsstelle, in der Perets gearbeitet hat. Sein Gesicht ist finster. Er sagt, sie müssen sich irgendwo verstecken.
Perets kann sehen, wie die Menschen aus der Gegend die Toten durchsuchen, sie bemerken ihn und die anderen nicht. Perest versteckt sich mit den anderen in einem Bombentrichter. Er dreht sich eine Zigarette.
Den ganzen Tag des Massenmordes liegen sie in der Grube. Als es dunkel wird, geht Perets zu einem bekannten Bauern. Der erzählt, was in der Stadt geschehen ist.
Die Deutschen haben die Juden gefangen - auf den Straßen, Feldern, auf den Wegen oder in den Häusern, von Dachböden heruntergeholt und aus Kellern herausgezerrt. Alle wurden zur ukrainischen Stadtverwaltung gebracht und durchsucht. Ihre Wertsachen und Dokumente wurden ihnen abgenommen. Sie mussten sich auf den Marktplatz setzen und warten, bis noch weitere Menschen dorthin gebracht wurden. Als es ungefähr 100 waren, stellten die Mörder sie in einer Gruppe zusammen und befahlen den Abmarsch. Wer weinte, wurde mit Gewehrkolben geschlagen. Vor den Gruben im Simonower Wald mussten sie sich bis auf die Unterwäsche ausziehen. Jeweils zehn mussten sich in die Grube legen. Und sobald sie so dalagen, kamen die Mörder und erschossen jeden einzelnen. Danach wieder zehn. Bis alle in die Grube geschickt wurden. Knapp 400 Menschen, mit Frauen und Kindern. Auch Perets Frau und seine Kinder sind unter den Ermordeten.
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Die Juden, die es geschafft haben zu fliehen, kommen nach der Massenerschießung zurück nach Hoshtch. Perets geht von Haus zu Haus, überall liegen Menschen auf dem Boden und weinen. Die Männer versammeln sich, um zu beten und ihren Segen auszusprechen. Einige deutsche Soldaten, die in der Stadt stationiert sind, kommen zu ihnen, bringen Zigaretten, trauern und weinen mit den Juden zusammen.
Wochen vergehen in Schockstarre. Jeder versucht zu begreifen, was geschehen ist und wie man damit weiter leben kann. Die Menschen kommen zu Perets, um mit ihm zu sprechen. Einer meint, in einem religiösen Buch gefunden zu haben, dass die Erlösung nahe sei. Die Zeit der Peinigung vor Ankunft des Messias sei besonders schlimm auszuhalten. Aber kommt denn diese Erlösung überhaupt? Früher oder später wird man eh sterben müssen, zwischen den Lebenden und den Toten ist der Unterschied nicht so groß. Wir seien solche Toten, die auf der Erde verweilen. Aber wir müssen die Erlösung erleben und Rache üben für das vergossene unschuldige Blut. Wir müssen die Erlösung erleben, um für die Ermordeten ein Denkmal aufzustellen. Man geht schlafen, mit schweren Gedanken und mit Angst. Denn jeder weiß, dass das, was bereits passiert ist, wieder geschehen kann.
Die Juden in Hoshtch bereiten sich vor. Man baut Verstecke – unter dem Boden, auf den Dachböden, in den Wänden. Man versteckt sein Hab und Gut: in den Häusern, aber auch bei bekannten ukrainischen Bauern. Man sucht nach Menschen, die bereit sind, Juden aufzunehmen und zu verstecken.
Es kommt Yom Kippur – der Versöhnungstag, der höchste jüdische Feiertag
Es kommt Yom Kippur – der Versöhnungstag, der höchste jüdische Feiertag. Perets geht zum Beten zu einem Rabbi, einem älteren Juden. Alle glauben, das Klagen und Weinen kommt gewiss bis zum siebten Himmel. Man hofft, dass Gott eine Träne lassen würde, denn selbst ein Stein wäre von dem Geweine gerührt gewesen. Sie hoffen, dass Gott Erbarmen haben würde mit den wenigen Juden, die noch übrig waren. Yom Kippur fiel auf einen Montag. Am Mittwoch erfahren alle, dass in Titshin, einem Shtetl, das etwa 20 Kilometer von Hoshtch entfernt ist, eine Massenerschießung stattfindet. Das Massaker in Hoshtch soll also am nächsten Tag stattfinden. Die Panik ist groß. Alles setzt sich in Bewegung – Hauptsache weglaufen und dem Todesengel entfliehen. Die Judenstraße gibt ein schreckliches Bild ab – alle laufen ohne Ziel umher, weinen, stoßen sich den Kopf an die Wand.
Perets und zwei weitere Juden – Motl Mashes und Berl Gotnik – wissen, was zu tun ist. Bereits nach der ersten Erschießung haben sie einen Bauern – Herrn Kafar – ausgesucht, der sich bereit erklärte, sie zu verstecken.
Herr Kafar war ein polnischer Patriot und wohnte mit seiner Frau und Tochter Gabrinie in einem Haus, umgeben von Feldern. Er stammte aus einer armen Familie, im Ersten Weltkrieg meldete er sich 1917 als Freiwilliger bei den polnischen Legionen. 1919 bis 1920 kämpfte er gegen die Bolschewiki, dann arbeitete er erst als Polizist und später als Wächter in einer Metzgerei. Schließlich, und so lernte Perets ihn kennen, trug er als Postbote Briefe in Hoshtsh aus. Nach der ersten Massenerschießung waren Perets, Motl und Berl bereits zwei Wochen lang bei ihm versteckt gewesen und sie kannten den Weg durch die Felder. Dörfer und Wege vermieden sie. So erreichten sie eine kleine polnische Kolonie namens Kurash, ca. 20 Kilometer von Hoshtch entfernt. Sie kamen am Mittwochabend an. Am Freitag, den 25. September, findet die zweite große Massenerschießung statt. Es werden weitere ca. 500 Menschen erschossen.
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Ende
Eines Abends gehen sie los. Damit sie keinen Verdacht stiften, gehen sie ohne Gepäck. Die wenigen Sachen – zwei paar Wäsche, ein Handtuch, zwei Paar Socken und noch ein paar Kleinigkeiten - geben sie an Herrn Kafar ab, der mit der Kutsche fährt. Sie gehen über die Korn- und Weizenfelder, durch die Wälder, durchqueren einen kleinen Seeund kommen erst spät in der Nacht an: in einer kleinen polnischen Kolonie namens Kurash.
Sie gehen auf den Dachboden. Es gibt keinen anderen Ort. Ab jetzt sollen sie dort wohnen. Einschlafen können sie nicht. Wenn es wieder hell wird, sehen sie sich um: bloße Bretter, Balken, das Dach mit Stroh gedeckt. Ein paar alte, verrostete Drahtstücke, keine Stühle, kein Tisch. Die Treppe zum Stall mit einer Kuh, Schweinen und Geflügel. Mit den Tieren müssen sie einen guten Kontakt aufbauen: wenn das Schwein krächzt, kann man husten, wenn der Hahn kräht - die Nase putzen.
Die Zeit vergeht sehr langsam - jede Woche zieht sich so dahin wie ein ganzes Jahr. Es ist dunkel und eng. Perets hat Angst, verrückt zu werden. Nach zwei Wochen in der Dunkelheit entscheidet er sich, zurück „nach Hause“ zu gehen.
In Hoshtch ist es ruhig. Man hat weiterhin Wachen vor den Häusern und schläft angezogen. Die Angst ist da, man lebt in Furcht. Von überall kommen wieder die.
Contributors
- Drehbuch und Text: Jasmin Söhner, Leonid A. Klimov
- Übersetzung der Quelle von Perets Goldsteyn: Yelizaveta Landenberger
- Illustrationen: Anja Che
- Animationen: Philipp Yarin, Victoria Spiryagina
- Karten: Daniel Marcus
- Bildredaktion: Max Sher
- Design: village one
- Veröffentlicht: 27.01.2024