27 Millionen Kriegsopfer in der Sowjetunion. Wie kommt man auf diese Zahl?
- Welche Kategorien von Verlusten gibt es im Krieg, und warum ist es wichtig, sie zu unterscheiden?
- Wie viele Militärangehörige wurden ermordet und woher kennen wir die Zahl?
- Wie viele Sowjetbürger starben im Krieg, wie kann man die Gesamtzahl ermitteln und woher stammt die Zahl von 27 Millionen?
- Welche Schwierigkeiten gibt es mit diesen Zahlen? Kann man ihnen vertrauen?
Die offiziellen sowjetischen Opferzahlen wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kontinuierlich nach oben korrigiert: 1946 sprach Joseph Stalin von sieben Millionen Toten. Knapp 20 Jahre später nannte Leonid Breshnew bereits mehr als 20 Millionen. Am 45. Jahrestag des Sieges, im Jahr 1990, sprach Michail Gorbatschow schließlich von 27 Millionen sowjetischen Kriegsopfern – eine Zahl, die bis heute als glaubwürdig gilt.
Doch wie ermittelt man Opferzahlen im Krieg? Wie lässt sich zwischen militärischen und zivilen Verlusten unterscheiden? Und warum bleiben viele Zahlen bis heute umstritten? Diesen Fragen geht das russische Exilmedia Meduza nach.
Welche Kategorien von Verlusten gibt es im Krieg, und warum ist es wichtig, sie zu unterscheiden?
Die Erforschung von Kriegsfolgen, einschließlich der humanen Verluste, also der Toten, ist ein weites Feld an der Schnittstelle von Militärgeschichte und Demografie. Der Begriff „Verluste“ selbst ist in der Forschung nicht eindeutig definiert. Auch zeitgenössische Projekte zur Dokumentation kriegerischer Konflikte können sich zuweilen nicht auf eine Vorgehensweise einigen, ja, nicht einmal darauf, wie man überhaupt den Begriff „Krieg” definiert.
Russische Militärhistoriker arbeiten oft mit dem Begriff „unwiederbringliche Verluste“. Er eignet sich am besten, um die Truppenstärken der Konfliktparteien in einer bestimmten Kriegsphase einzuschätzen. Diese Verluste umfassen nicht nur die auf dem Schlachtfeld gefallene Soldaten, sondern auch jene, die ihren Verletzungen erlegen oder verschollen sind, gefangengenommen, aufgrund von Verletzung aus dem Dienst entlassen wurden oder desertiert sind. Unwiederbringliche Verluste lassen sich in Kampf- und Nicht-Kampfverluste unterteilen, wobei letzteren dann auch einer Krankheit oder Verletzung Erlegene sowie Suizide zugerechnet werden. Zivilisten sind von dieser Klassifikation ausgenommen, selbst wenn sie unmittelbar bei Kampfhandlungen getötet wurden.
Während dem Militär die Zahl der unwiederbringlichen Verluste dazu dient, die vorhandene Kampfkraft auf beiden Seiten zu vergleichen, eignet sie sich kaum dazu, das Ausmaß des Schadens zu benennen, den der Krieg insgesamt anrichtet. Interessiert man sich für den „Preis des Krieges“, ist es eher sinnvoll, alle Todesopfer (ohne die Verletzten oder Deserteure) in den Blick zu nehmen und eine andere Klassifikation anzuwenden, die 2005 von Bethany Lacina und Nils Petter Gleditsch entwickelt wurde. Demnach könnten alle Getöteten in drei Gruppen eingeteilt werden:
– Militärverluste, also getötete Kombattanten;
– Kampfverluste (alle im Kampf getöteten, sowohl Militärangehörige als auch Zivilisten);
– alle Todesopfer, die der Krieg fordert.
Optional ließe sich eine vierte Gruppe von Verlusten hinzufügen: der Schwund der Bevölkerung infolge von Geburtenrückgang. Obwohl der Rückgang von Geburten in Kriegszeiten durchaus nicht selten und für Wirtschaft und Gesellschaft von großer Bedeutung ist (im Zweiten Weltkrieg waren die Folgen gravierend), kann man ungeborene Kinder natürlich nicht zu den realen Todesopfern zählen. Will man sich also die „reinen“ Kriegsopfer anschauen, sollte man die vierte Kategorie außen vorlassen oder gesondert betrachten.
Charakteristisch für den Deutsch-Sowjetischen Krieg 1941–1945 ist, dass man nur die Todesopfer der ersten (gefallene Militärangehörige) und dritten Kategorie (alle Toten) zumindest annähernd bestimmen kann. Die zweite Kategorie zu bewerten, hieße, die Kampfverluste von den Nicht-Kampfverlusten zu trennen und dann noch die zivilen Verluste korrekt zu kalkulieren. Diese Aufgabe ist für einen Krieg von solchem Ausmaß kaum lösbar (und vielleicht auch nicht so wichtig). Insofern werden in Abhandlungen über diesen Krieg zwei Kategorien benannt: Die Zahl der gefallenen Soldaten und die Gesamtzahl der Toten, die der Krieg gefordert hat.
Um die Toten in diesen beiden Kategorien zu zählen, gibt es zwei – grundsätzlich unterschiedliche – Methoden. Militärangehörige, die in den Truppenlisten erfasst werden, können anhand von Archivdokumenten aus der Kriegszeit direkt gezählt werden, d. h. anhand von Verlustmeldungen und anderen Materialien aus den Archiven des sowjetischen Verteidigungsministeriums der Sowjetunion. Für Zivilisten, die in keiner Liste geführt sind (und für einen kleinen Teil der Kombattanten, z. B. Partisanen), können die Verluste nur durch die Methode der sogenannten demografischen Bilanz geschätzt werden, d. h. durch den Vergleich der Bevölkerungszahl vor und nach dem Krieg.
Trotz der umfangreichen wissenschaftlichen Literatur zu den sowjetischen Verlusten stützen sich diese Parameter – Militär- und Gesamtverluste – letztlich nur auf zwei entscheidende Primärquellen. Wir schauen hier beide an.

Wie viele Militärangehörige wurden ermordet und woher kennen wir die Zahl?
Die Zählung der Verluste der Sowjetunion begann schon vor Kriegsende – 1943 wurde eine spezielle Außerordentliche Staatliche Kommission gebildet, die Daten zu den Opfern in den besetzten Gebieten (d. h. in erster Linie zu Zivilist:innen) sammelte, überprüfte und systematisierte. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden in Nürnberg präsentiert, in der UdSSR allerdings nicht breit diskutiert. Außerdem enthielten sie keine Angaben zu den militärischen Verlusten – bis zum Zerfall der Sowjetunion war nur die oberste Führungsriege des Landes befugt, über die Verluste der Roten Armee zu sprechen.
Zuallererst wurde von Josef Stalin persönlich eine Zahl genannt: Am 6. November 1941 sprach er von 350.000 Toten in den ersten vier Monaten des Krieges. Diese Zahl ist selbst den jüngsten offiziellen Angaben zufolge um ein Vielfaches zu niedrig angesetzt. Damit begann eine ganze Reihe von Erklärungen der sowjetischen Staatsspitze über Verluste im Krieg. Diese Erklärungen hatten eine politisch-propagandistische Funktion und sind heute nur noch historisch relevant, da sie jeder realen Grundlage entbehren.
Die erste fundierte und von westlichen Historikern akzeptierte Erhebung der militärischen Verluste erfolgte erst in den Jahren der Perestroika. Sie wurde von einem Team von Militärhistorikern unter der Leitung von Generaloberst Grigori Kriwoschejew durchgeführt, nachdem die Archivdokumente des Verteidigungsministeriums der UdSSR freigegeben worden waren. Die Ergebnisse wurden 1993 in dem Buch Grif sekretnosti snjat (dt. „Die Geheimhaltung ist aufgehoben“) veröffentlicht und bildeten die Grundlage für alle nachfolgenden Diskussionen – auch unter jenen, die diese Daten bestreiten. Sie werden sowohl in einer offiziellen Anthologie von Rosstat Kriwoschejew sind, wenn auch nicht allgemein anerkannt, so doch wegbereitend in der Frage der militärischen Verluste.
Kriwoschejews Studie zufolge beliefen sich die Gesamtverluste der sowjetischen Streitkräfte auf 8.668.400 Menschen, wobei die Forscher die Ausgangszahl von 11,4 Millionen, die anhand von Primärquellen erst kumulativ erhoben wurde, um 2,77 Millionen nach unten korrigieren mussten. Dabei handelte es sich um Militärangehörige, die als humane Verluste erfasst wurden, die aber nach Kriegsende aus der Gefangenschaft zurückkehrten oder nach der Befreiung besetzter Gebiete durch die Rote Armee zum wiederholten Mal eingezogen wurden. Das schwierigste Jahr war natürlich 1941. In diesem Jahr verlor die Rote Armee 3,8 Millionen Menschen, von denen fast drei Millionen als verschollen galten oder in Gefangenschaft gerieten. In den Folgejahren ging zwar die Zahl der Verschollenen oder Kriegsgefangenen zurück, die meisten Gefallenen waren jedoch 1943 zu verzeichnen.
Der größte Nachteil an den Berechnungen der Kriwoschejew-Gruppe ist ihre de facto Alternativlosigkeit. Sie wurden von Experten des Verteidigungsministeriums, basierend auf Dokumenten des Verteidigungsministeriums, erstellt und stehen somit in einem direkten Zusammenhang mit der Effizienz des Verteidigungsministeriums (in Kriegszeiten). Das ist ein Interessenkonflikt; andererseits lassen es militärische Verluste per se nicht zu, sie mit Methoden zu bestimmen, die ohne diese Dokumente auskommen.
Wie viele Sowjetbürger starben im Krieg, wie kann man die Gesamtzahl ermitteln und woher stammt die Zahl von 27 Millionen?
Lassen wir die komplexe Frage nach den militärischen Verlusten einmal beiseite und wenden wir uns der Gesamtzahl der Toten während des Krieges zu – den 27 Millionen, die in zeitgenössischen Nachschlagewerken und statistischen Darstellungen für gewöhnlich genannt werden.
Diese Zahl wurde erstmals vor rund 35 Jahren, am 8. Mai 1990, von Michail Gorbatschow genannt, in einem Bericht zum 45. Jahrestag des Sieges. Diese Zahl – 27, genauer gesagt 26,6 Millionen Menschen – ist das Forschungsergebnis eines anderen Teams von Wissenschaftlern, darunter Vertretern des Staatlichen Statistikkomitees der UdSSR, der Akademie der Wissenschaften an der MGU und des Verteidigungsministeriums der UdSSR. Ihre Schätzungen wurden in Form des Buches Nasselenije Sowetskogo Sojusa 1922–1991 (dt. „Die Bevölkerung der UdSSR 1922–1991“) unter der Herausgeberschaft von Jewgeni Andrejew, Leonid Darski und Tatjana Charkowa veröffentlicht. Wie wurde diese Zahl ermittelt?
Theoretisch würde man die Bevölkerungszahl der UdSSR zu Kriegsende von jener zu Kriegsbeginn subtrahieren und die Übersterblichkeit von in den Kriegsjahren geborenen Kindern dazurechnen.
Dieselbe Methode wird angewandt, um beispielsweise die Todesfälle durch die Covid-Pandemie oder die Zahl der Verluste im russisch-ukrainischen Krieg zu bestimmen.
Allerdings gibt es hier einen wichtigen Unterschied: Normalerweise wird die Übersterblichkeit anhand existierender Datenreihen festgestellt, in denen man abrupte Sprünge erfasst. Das setzt voraus, dass regelmäßige und umfassende Statistiken über Tode und Geburten geführt werden. Während des Zweiten Weltkriegs wurden jedoch riesige Gebiete besetzt und Millionen Menschen vertrieben oder deportiert.
- Diese Methode ist also unmöglich anzuwenden. Andrejew und seine Mitautoren verwendeten deswegen eine einfachere Bilanzierungsmethode; de facto verglichen sie die Bevölkerung vor und nach dem Krieg und subtrahierten die Zahlen voneinander. Die Vereinfachung ist ein wenig irreführend, trotzdem ist es sinnvoll, diese Berechnungen zunächst nachvollziehen und danach ihre Mängel festzustellen.
- Statistischen Erhebungen zufolge lebten Mitte 1941 in der UdSSR (genauer gesagt, auf dem Gebiet, das die UdSSR im Jahr 1945 umfasste) 196,7 Millionen Menschen. Die Klammerbemerkung ist wichtig, da sich die Größe des Staatsgebiets im Zuge des Krieges veränderte.
- Als Kriegsende legten die Demografen nicht den 8. oder 9. Mai zugrunde, sondern Ende 1945. So konnten sie jene berücksichtigen, die im Kampf verwundet wurden und in den Monaten nach Kriegsende im Krankenhaus starben, sowie jene, die aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrten. Die Gesamtbevölkerung der UdSSR betrug zu diesem Zeitpunkt 170,5 Millionen Menschen.
- Von diesen 170,5 Millionen waren nur rund 159,4 Millionen bis Mitte 1941 geboren, haben also den ganzen Krieg überlebt.
- 196,7 minus 159,4 ergibt 37,2 Millionen Menschen. Diese noch vor Kriegsbeginn geborenen Menschen „verschwanden“ während des Kriegs: Sie wurden im Kampf getötet, starben an Verletzungen, an Hunger oder anderen Nöten, die der Krieg mit sich brachte, aber auch an ganz natürlichen Ursachen. Manche kehrten der Sowjetunion für immer den Rücken – auch sie sind in dieser demografischen Bilanz enthalten.
- Um aus diesen „verschwundenen“ 37,2 Millionen Menschen jene herauszufiltern, die an den direkten Folgen des Kriegs starben, muss man die Zahl der erwarteten Toten bestimmen, die so oder so gestorben wären, auch ohne Krieg (hier kommt die Übersterblichkeit ins Spiel). Demografischen Berechnungen zufolge hätte die Zahl der natürlichen Tode in den Jahren 1941 bis 1945 bei gleicher Lebenserwartung wie 1940 etwa 11,9 Millionen ausgemacht.
- So beträgt die Übersterblichkeit der vor dem Krieg Geborenen 37,2 minus 11,9 = 25,36 Millionen Menschen.
- Allerdings starben im Krieg natürlich nicht nur Menschen, die vor dem 22. Juni 1940 geboren wurden, sondern auch Babys, die im Krieg zur Welt kamen. Ihre Zahl zu berechnen war eine schwierige Aufgabe: Da während des Kriegs kaum Geburtenregister geführt wurden, tauchten viele der früh verstorbenen Kinder nie in einer Statistik auf. Um diesen Umstand zu berücksichtigen, werteten die Wissenschaftler retrospektive Befragungen von Frauen aus, die in den 1960er Jahren zu anderen Zwecken durchgeführt wurden, aber trotzdem aufschlussreich waren, was Geburtenzahlen und Kindersterblichkeit im Krieg betraf.
- Die Kindersterblichkeit mag vielleicht für die Gesamtauswertung nicht so bedeutend erscheinen, doch insgesamt kamen in den Kriegsjahren 16,53 Millionen Babys zur Welt, was im Vergleich mit einer Situation ohne Krieg und einer Kindersterblichkeit wie 1940 eine Kinderübersterblichkeit von 1,3 Millionen ergibt.
- So führen die Berechnungen von Andrejews Forschergruppe zu folgendem Ergebnis: 25,36 plus 1,3 = 26,66 Millionen kriegsbedingte Tote (diese Zahl enthält auch die geringe Zahl der sowjetischen Emigranten).
- Der Großteil der Toten waren Männer, nämlich über 20 Millionen. Besonders betroffen waren Männer zwischen 15 und 50 Jahren, während es unter den Frauen vor allem die 15- bis 40-jährigen waren, die dem Krieg zum Opfer fielen.
- Am meisten gefährdet waren im Krieg Männer zwischen 24 und 35 Jahren: Wer 1941 zu dieser Gruppe gehörte, hatte im gesamtsowjetischen Durchschnitt eine Chance von 61 Prozent, am Tag des Sieges noch am Leben zu sein. Das heißt, mehr als ein Drittel der Menschen in dieser Kategorie kamen ums Leben. Und zwar im landesweiten Durchschnitt, also inklusive jener Regionen, die vom Kriegsgeschehen weniger stark betroffen waren.
Welche Schwierigkeiten gibt es mit diesen Zahlen? Kann man ihnen vertrauen?
Aus den Berechnungen von Andrejew et al. wird klar, dass 26,6 Millionen eine statistische Schätzung sind und keine genaue Zahl. Sie erlaubt es nicht, in jedem konkreten Fall festzustellen, ob der Tod eine Folge des Krieges war oder nicht, und unterscheidet nicht die Gründe für die erhöhte Sterblichkeit: Angriffe, Krankheiten, Hunger, Stress oder Repressionen durch den eigenen Staat. Auch die komplexen Migrationsprozesse zwischen Mitte 1941 und Ende 1945 kann diese Schätzung nicht widerspiegeln. Manche Forscher sind der Meinung, es sei nicht ganz korrekt, die Übersterblichkeit während des Kriegs mit den durch den Krieg verursachten Todesfällen gleichzusetzen. Aber das ist wohl eher eine Frage von Terminologie und Konvention als von tatsächlichen Berechnungen.
Der größte Unsicherheitsfaktor in diesen Berechnungen ist die Qualität der Volkszählungen, die den angenommenen Bevölkerungszahlen von 1941 und 1945 zugrunde liegen. Die letzte Zählung vor dem Krieg fand 1939 statt, gleich danach gewann die UdSSR durch den Hitler-Stalin-Pakt riesige Gebiete mit einer Bevölkerung von mindestens 20 Millionen dazu. Die Organisatoren der Volkszählung und die Statistiker, die sie analysierten, standen unter einem beispiellosen ideologischen Druck: Sie mussten die Erfolge des Sozialismus mit steigenden Geburtenraten und höherer Lebenserwartung beweisen, was unausweichlich zu einer Verzerrung der Daten führte (die Organisatoren der Volkszählung 1937 waren wegen der niedrigen Ergebniszahlen repressiert, Iwan Krawal, Leiter des Staatlichen Plankomitees, sogar erschossen worden). Diese Verzerrungen, die Andrejews Forschungsgruppe beseitigte, hätte im Endeffekt die Zahl der Kriegstoten erhöhen können. Die erste Volkszählung nach dem Krieg erfolgte erst 1959, also fast 15 Jahre nach Kriegsende.
Dennoch gelang es Andrejew und seinen Kollegen, die künstlichen Verzerrungen aus den Volkszählungen zu entfernen, ihre Daten mit indirekt zu überprüfen und mit ziemlicher Präzision die Bevölkerungszahlen zu Kriegsbeginn und Kriegsende zu rekonstruieren. Genau solchen Problemen widmeten sie den Großteil ihrer Arbeit. Die höchstkomplexe Frage, wie man absichtliche und unabsichtliche Verzerrungen in den Volkszählungen beseitigen kann, ist der schwierigste Teil in den Forschungen zur sowjetischen Bevölkerung im 20. Jahrhundert. Die anschließende Überprüfung dieser Berechnungen, durchgeführt von Michael Ellman, Mark Harrison und anderen westlichen Demografen, bestätigte die Richtigkeit der Methode und die Schätzung der Gesamtzahl der Todesopfer auf 26 bis 27 Millionen.
Die Schätzung der Gesamtzahl der sowjetischen Todesopfer wird bis heute immer wieder revidiert. Allerdings verdiente sich in den letzten 35 Jahren keine dieser Revisionen die Anerkennung durch Demografen. Insofern gilt diese Zahl wohl als recht verlässliche Schätzung – solange man im Blick behält, welche Gruppen genau sie umfasst.
Von den Nürnberger Prozessen zur sowjetischen Kollaborateur-Verfolgung:
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